Move a mountain
Lasse den Berg Fuji drei Schritte machen!
Die deutsche Übersetzung zeigt sehr schön, wie absurd ein Kōan daherkommen kann. Zur Erinnerung: Ein Kōan ist eine Art Rätsel, mit dem man stundenlang sitzt und sich den Kopf zerbricht. Auf den Laien wirken Kōans meist unverständlich, sie sind oftmals paradox oder sogar sinnlos. Das bekannteste Kōan, das schon fast zum Allgemeingut gehört, ist die Frage nach dem Klang der einen klatschenden Hand.
Die englische Version «move a mountain» enthält zwar keinen Schlüssel, um das Rätsel zu lösen, aber es verweist darauf, warum es so schwierig ist, über Kōans zu sprechen. «To move» bedeutet nicht nur, ein physisches Objekt zu bewegen, sondern steht auch für eine emotionale Gefühlsregung. Ein Sonnenaufgang kann uns ebenso «bewegen» wie das Musik oder die Geste eines geliebten Menschen tun. All das ist oft schwierig, in Worte zu fassen.
«Worüber man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen.» könnte man mit Ludwig Wittgenstein entgegnen. Schon – aber wir denken und fühlen nun mal in der Sprache. Überhaupt: Wer über Kōans schreibt, macht sich ohnehin verdächtig. Will der jetzt einfach nur angeben?
Im Zen geht es um unsere Verbundenheit mit der Welt: «Alles Seiende ist der Natur nach Buddha, wie Eis seiner Natur nach Wasser ist.» heisst es im Lied auf Zazen. Diese Verbundenheit ist wiederum eine Art von Einsicht, mehr ein Gefühl als eine Erkenntnis, die sich in Worte fassen lässt. Wie also «bewege» ich einen Berg?